"Als das Wasser zornig aufschrie ..."
Wasser ...
(Über das Hochwasser v. 12. und 13. August 2002)
-Bildberichte über Schmiedeberg-
Elixier des Lebens ...
Jeder Tautropfen - eine Augenweite.
Jeder Schluck - eine kostbare Rarität.
Wer schon einmal
am Verdursten war,
der weiß, wie sie schmeckt,
diese klare Köstlichkeit.
Und ...
wenn wir in den Wellen
sehnsuchtsvoll versinken,
in ihnen untertauchen,
um wieder kraftvoll gegen sie anzuschwimmen,
dann liebkosen und streicheln
sie uns’re Haut.
Wenn wir am Strande liegen
und unsere Füße
zart umplätschern lassen,
dann spüren wir diese Wohltat in uns.
Wasser, du Elixier des Lebens.
Selbst in uns bist du
und ohne dich,
wären wir „Nichts“.
***
Aber sage mir:
Weshalb bist du plötzlich
so lebensfeindlich geworden?
Warum hast du aus kleinen Rinnsalen
reissende Flüsse werden lassen?
Weshalb hast du Bäume entwurzelt
und den Menschen ihr Hab und Gut entrissen?
Warum hast du Menschen getötet
und ganze Dörfer zerstört?
Jetzt bist du wieder ruhig geworden,
und ich glaube, dein Murmeln,
dein Dahinplätschern verstehen zu können.
„Mensch! Versuche nicht, mich zu zerstören
und mich in Schranken zu weisen,
dann werde ich nicht meine Wolkenbrüche
auf dich ausschütten.
Dann wird mein Flussbett
nicht zornig aufbrüllend
über seine Ufer anschwellen
und deine Häuser
werden zu sicheren Wohnstätten ...
Aber denke daran!
Versuche nicht, mich einzuzwängen,
denn ich bin stärker!“
12. September 2002
Von Montag den 12. August 2002, 8.00 Uhr, bis Dienstag den 13. August, also einen Tag später fielen weit über 300 Liter Niederschlag pro Quadratmeter und es regnete immer noch in Strömen, ohne Unterlass, und es goss weiter, jeden Tag mehr. Mit den Autos war kein Durchkommen mehr, weil die Brücken durch den Wasseransturm total überflutet waren. Dieses Jahrhunderthochwasser! Wo früher eine 1,50 Meter hohe Uferböschung war, hatte sich nunmehr eine weit ausladende Uferzone, fast wie ein Meeresstrand, gebildet. Immer mehr Häuserwände drohten einzustürzen. Sie waren von den Wassermassen unterspült. In den Abendstunden wurden mit Hubschraubern Rettungsaktionen in Obercarsdorf und Schmiedeberg unternommen, weil Menschen in unmittelbarer Gefahr waren.

Die Arztpraxis vom Schmiedeberger Arzt Dr.med. Andreas Preusche war arg in Mitleidenschaft gezogen. Sämtliche Arzt- und Behandlungsräume waren vernichtet. Die teuren medizinischen Geräte, wie EKG Gerät und andere, waren einfach weggeschwemmt, oder völlig unbrauchbar geworden. Die Patientenunterlagen hatte das Wasser ebenfalls mitgerissen. Unser Doktor stand fassungslos vor einem chaotischen "Nichts" . Auch an seinem Wohnhaus in Obercarsdorf setzte diese bösartige Flut ihr Zerstörungswerk fort. Dr. Med. Preusche jedoch, er gab nicht auf. Mit einem verbissenen Lächeln im Gesicht versicherte er, dass die alte Praxis schöner denn je wieder rekonstruiert und aufgebaut werden würde und im kommenden Januar eröffnet wird. Unser Doktor hat Wort gehalten ...
Ebenso war der hintere Trakt von dem hundertjährigen Schulgebäude wie durch eine grobe Faust eines wütenden Riesen weggedroschen worden. Die gesamte Hinterfront, war wie ein Kartenhaus zusammengerutscht und das böse Wasser hatte alles weggespült und an anderer Stelle weiter unten im Tal meterhoch wild aufgestapelt. Die seit zwei Jahren geschlossene Grundschule zu Hennersdorf öffnete wieder ihre Pforten. Ein Teil des Schmiedeberger Schulmobiliars konnte gerettet werden. Bereits zehn Tage später, am 23. begann in Hennersdorf der Unterricht.
Die desolate Schule wurde rekonstruiert und zu einem Bürgerhaus umfunktioniert ...
Einstmals stabile Häuser wurden durch die Kraft und dem Ungestüm des wildgewordenen Wassers unterspült und weggerissen.
Meterhohe Geröllmassen und Sperrgut hatte sich ineinander verkeilt. Das Gut der Menschen war plötzlich zu wertlosem Schutt und Abfall geworden.

Unser sonst so friedlicher Weißeritzbach, der brüllend alles mit sich gerissen hatte, er ist wieder ruhig geworden, nur sein Aussehen hat sich grundlegen geändert.

Ein Albtraum war wahr geworden. Eine Jahrhundertflut war über uns gekommen. An diesem 12. August ist in unserer Gemeinde ein Schaden von 50 - 60 Millionen Euro entstanden. Im Ortsteil Obercarsdorf verloren vier Familien ihr Haus. In Schmiedeberg zwei Familien. Sechs weitere Häuser wurden so stark beschädigt, so dass sie nicht mehr bewohnbar waren. In der Ortsmitte, am Lutherplatz, trafen der Pöbelbach und die Weißeritz zusammen und vereinigten sich zu einem reißenden Strom mit ungeahnter wilden Kraft und Robustheit.
Möge uns die Zukunft verschonen mit der Wildheit des Wassers, damit die Menschen in ihren Häusern in Sicherheit und Frieden leben können.